Der neueste Trend: Geheime Restaurants
"In" ist, wer drin ist: Privatwohnungen verwandeln sich abends zu angesagten Restaurants. Legal ist das nicht, aber höchst erfolgreich.
Wenn sich der Abend über Paris, London oder Wien senkt, begeben sich Genuss-Süchtige auf Abwege. Sie irren durch Hinterhöfe und Stiegenhäuser, bis sie endlich vor der richtigen Tür stehen: der Tür zu einem illegalen Restaurant.
Gourmet-Gangster. Der neueste Kulinarik-Trend heißt "Underground". Hobbyköche servieren zahlenden Gästen mehrgängige Menüs am Wohnzimmertisch. Weil sie dabei Gesetze ignorieren, gegen Auflagen verstoßen und Steuern hinterziehen, müssen die Anarcho-Köche unauffällig agieren. Sie ködern ihre Klientel über facebook und Twitter, Mundpropaganda tut ihr Übriges. Je geheimer die Location, desto größer der Run: Wer im Fabrikambiente des Berliner "51" am langen, kerzengeschmückten Tisch Platz nehmen will, braucht eine Handynummer (bekommt man nur von Freunden), hinterlässt eine Nachricht und wartet auf einen Rückruf. Oft vergeblich. Die "Hidden Kitchen" in Paris vergibt bereits Reservierungen für Februar 2011.
Gut, aber nicht billig.
Ein Zehn-Gänge-Menü kostet in der "Hidden Kitchen" ab 70 Euro. "Miss Marmitelover" (www.marmitelover.blogspot.com) verrechnet in London 45 Euro für vier Gänge, im "6 Degrees", Toronto, ist man mit rund 53 Euro dabei (www.vivatastings.com). Gekocht wird in den Flüsterkneipen auf durchaus hohem Niveau, so hört man. Auch in Wien operiert die Koch-Guerillar (www.spirit-of-cooking.com). Die Teilnehmer können nur auf Empfehlung oder Einladung von anderen Gästen dabei sein. Rund ein Dutzend Mal haben solche Tafelrunden heuer schon zusammengefunden und die Fangemeinde wächst und wächst.
Das Tolle dabei: Nichts ist vorprogrammiert, die Teilnehmer bestimmen den Ablauf komplett selbst. So kann man zum Beispiel auch mitgebrachte, ungewöhnliche Lebensmittel ins Menü einbauen.
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